Schaeffler erneut starker Partner der Langen Nacht der Wissenschaften – Prof. Dr. Tim Hosenfeldt im Interview

Montag, 18. September 2023

Wenn man über Nachhaltigkeit im Bereich Automotive spricht, fällt früher oder später das Stichwort Wasserstoff. Wie ist Ihre Einschätzung zur Rolle von Wasserstoff-Brennstoffzellen in zukunftsweisenden Verkehrskonzepten?

Das Kernelement aller Schaeffler-Produkte ist und war Bewegung – und wird das auch in Zukunft sein. Für uns als Motion Technology Company wird Wasserstoff als vielfältig einsetzbarer Energieträger künftig eine Schlüsselrolle einnehmen. Wasserstoff-Elektrolyseure und Brennstoffzellen sind zentrale Zukunftsbausteine für eine CO2-neutrale Mobilität. Für sie bedarf es neben den tribologischen Effizienzmaßnahmen im Antriebsstrang auch eines Wandels von fossilen zu erneuerbaren Energieträgern. Hierbei eröffnen sich drei Wege: Erstens, die direkte Nutzung der elektrischen Energie für batterieelektrische Fahrzeuge. Zweitens, über die Wandlung des regenerativ erzeugten Stroms in grünen Wasserstoff als Energieträger für brennstoffzellenelektrische Fahrzeuge und drittens, die Erzeugung von synthetischen Kraftstoffen aus dem grünen Wasserstoff zum Betrieb von Hybridfahrzeugen und Fahr- bzw. Flugzeugen mit Verbrennungskraftmotoren. Dabei werden sich die Technologien nach Fahrzeuggewicht, Fahrstrecke und notwendiger Antriebsleistung ergänzen.

Im Rahmen des CLEPA Innovation Awards 2022 hat Schaeffler mit Enertect PC+ in der Kategorie „Clean and Sustainable Mobility“ den zweiten Platz gewonnen. Diese neue Beschichtungslösung kommt bei Bipolarplatten zum Einsatz – einer zentralen Komponente für Brennstoffzellensysteme. Was kann man sich darunter genau vorstellen und welche Innovationen bringt das System mit sich?

Enertect PC+ ist ein neues Hochleistungsschichtsystem und macht metallische Bipolarplatten mit Protonenaustauschmembran (PEM) für Brennstoffzellen effizienter, kostengünstiger und noch nachhaltiger. Die Beschichtung ist besonders dünn, edelmetallfrei und leistungsstark im Nano- bis Mikrometerbereich. Durch die Beschichtung kann kostengünstiger Stahl als Grundmaterial anstelle von Titan oder Graphit verwendet werden: Die Beschichtung weist so im Vergleich zu alternativen, edelmetallbasierten Beschichtungen einen um zirka 99 Prozent reduzierten CO₂-Fußabdruck auf. Dadurch wird die gesamte CO₂-Bilanz der Bipolarplatte im Vergleich zu herkömmlichen Produkten um bis zu 60 Prozent reduziert. Die Auszeichnung für den zweiten Platz beim europäischen CLEPA Innovation Award ist natürlich ein Antrieb für unser Team gewesen, die Arbeit an Technologien für eine nachhaltigere Zukunft zielstrebig fortzusetzen.

Welche Herausforderungen gehen mit der Entwicklung neuer Oberflächentechnologien einher und wie überwinden Sie diese?

Als ein führender Anbieter von funktionalen Oberflächen und Beschichtungen für Automobil- und Industriekomponenten und -systeme investieren wir in unsere Forschungsaktivitäten, um innovative Beschichtungslösungen für die nachhaltige Mobilität – so auch im Bereich Wasserstoff – anbieten zu können. Für die Defossilisierung der Energiekette durch Elektrolyseure und Brennstoffzellen wird zum Beispiel die Plasma-Oberflächentechnik eine wichtige Schlüsselrolle spielen – unabhängig vom jeweiligen Antriebskonzept. Generell geht es bei Beschichtungen immer um ähnliche Herausforderungen: Das richtige Material muss am richtigen Ort aufgebracht werden, um zum besten Verhältnis aus Leistungsfähigkeit und Nachhaltigkeit zu Kosten maximale Wirkung zu erzielen.

Was erwartet unsere Besucher*innen bei Schaeffler auf der Langen Nacht der Wissenschaften?

Schaeffler zeigt dieses Jahr zukunftsweisende Innovationen und Entwicklungen für eine nachhaltige Mobilität und umfassende Kompetenz im Bereich Oberflächen und Werkstofftechnologien. Weiter zeigen wir an der Technischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Lösungen im Bereich Wasserstoff und Robotics. Ein Fahrrad-Simulator präsentiert unser kettenloses Antriebssystem Free Drive. Auf der IAA Mobility erst präsentiert, können Sie nun unser Lufttaxi-Konzept begutachten. Mehr über unsere Erfahrung im Bereich Oberflächentechnologie erfahren Sie anhand eines Surfboards – wir entwickeln für Big-Wave-Surfer Sebastian Steudtner als Premium-Partner die perfekte Beschichtung für seine Weltrekordversuche. Allen jungen interessierten Menschen bieten wir auch wieder Informationen über Ausbildungs- und Karrieremöglichkeiten bei Schaeffler an. Schaeffler Special Machinery – der Maschinenbauer von Schaeffler – gibt am Standort in der Frauenauracher Straße 100 in Erlangen Einblick in moderne Entwicklungsarbeit und die Entstehung innovativer Produktionsanlagen. Den Werdegang von der Idee bis zur fertigen Maschine zeigen wir dort zum Beispiel mit VR-Brillen oder durch Einsatz von HoloLens-Lösungen.

v23